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Gedenk- und Einweihungsfeier in Hammelburg

09/07/2024

Pierre M. Wolff, Stv. Generaldelegierter von Le Souvenir Français Allemagne (SFA) für Bayern, organisierte in Zusammenarbeit mit dem Landesverband Bayern des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge eine Gedenk- und Einweihungsfeier am 21. Juni 2024 auf dem Gelände der Kriegsgräberstäte "An der Hundsfelder Straße" in Hammelburg (Landkreis Bad Kissingen / Bezirk Unterfranken) sowie mit der logistischen Unterstützung der Infanterieschule der Bundeswehr. Die Zeremonie stand unter der doppelten Schirmherrschaft des Bayerischen Staatsministers des Innern, für Sport und Integration, Joachim Herrmann, MdL, und der Generalkonsulin Frankreichs in Bayern, Corinne Pereira da Silva.




Am 21. Juni 2024 legte der SFA-Landesdelegierter für Bayern, Pierre M. Wolff, am französischen Kriegerdenkmal auf der Kriegsgräberstäte "An der Hundsfelder Straße" in unmittelbarer Nähe des Militärlagers Hammelburg in Nordbayern einen Kranz nieder, um der 326 französischen Kriegsgefangenen aus beiden Weltkriegen zu gedenken, die in diesem Lager registriert waren und in Gefangenschaft starben. Während des Ersten Weltkriegs waren im Lager Hammelburg durchschnittlich mehr als 5.000 und während des Zweiten Weltkriegs mehr als 20.000 französische Kriegsgefangene registriert. Weitere Kranzniederlegungen erfolgten durch den Bayerischen Staatssekretär im Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration, Sandro Kirchner, MdL, die Generalkonsulin Frankreichs in Bayern, Corinne Pereira da Silva, sowie den Präsidenten des Landesverbands Bayern des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Wilhelm Wenning, vormals Regierungspräsident von Oberfranken.

Zuvor sprach der Landesdelegierte bei der bayerisch-französischen Zeremonie zur Einweihung des frisch restaurierten französischen Kriegerdenkmals und der in der Nähe des Denkmals aufgestellten Gedenk- und Geschichtsinformationstafeln, die unter der doppelten Schirmherrschaft des Bayerischen Staatsministers des Innern, für Sport und Integration, Joachim Herrmann, MdL, und der Generalkonsulin Frankreichs in Bayern stattfand. Weitere Redner waren der Landrat von Bad Kissingen, Thomas Bold, der Erste Bürgermeister der Stadt Hammelburg, Armin Warmuth, Brigadegeneral Michael Matz, Kommandeur der Infanterieschule der deutschen Bundeswehr, der Landesgeschäftsführer des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Jörg Raab, sowie Innenstaatssekretär Sandro Kirchner in Vertretung von Innenminister Joachim Herrmann und Generalkonsulin Corinne Pereira da Silva.

Unter den anwesenden französischen Persönlichkeiten befanden sich der Präsident des Verbands der in Bayern ansässigen Reservisten und Kriegsveteranen (URAC), Daniel Bauer, der eigens aus München angereist war, sowie der Historiker und Gründungspräsident des Vereins Stolpersteine en France (www.stolpersteine.fr), Dr. Christophe Woehrlé, der eigens aus Obernai im Elsass angereist war, sowie der Heeresverbindungsoffizier an der Infanterieschule Hammelburg, Bataillonskommandeur Mathieu Faget, der bei dieser Gelegenheit auch Brigadegeneral Franz Chapuis, den Verteidigungsattaché an der französischen Botschaft in Berlin, vertrat.




Das im Juni 1916 eingeweihte französische Kriegerdenkmal wurde von dem französischen Kriegsgefangenen Paul Jules Labbé (1892-1974) entworfen, der zum Zeitpunkt des Kriegsausbruchs Architektur an der Ecole Nationale Supérieure des Beaux-Arts in Paris studierte, und unter seiner Leitung von seinen gefangenen Kameraden, den Herren Leix, Amido und Mazet, gebaut. Paul Labbé, der bereits 1915 die Initiative ergriff, dieses Erinnerungsmal auf dem sogenannten "Franzosenfriedhof", der auf dem Gelände des Militärlagers Hammelburg angelegt wurde, zu errichten, organisierte auch eine Subskription innerhalb der Gemeinschaft der französischen Kriegsgefangenen dieses Lagers, um den Bau des Denkmals zu finanzieren. Nach intensiven Nachforschungen in Frankreich gelang es dem SFA-Landesdelegierten für Bayern, die Spur des einzigen Enkelkindes von Paul Labbé, Isabelle Labbé, ausfindig zu machen, die in Nizza lebt und dort als diplomierte Sophrologin praktiziert. Diese wusste nichts von der Existenz des Kriegerdenkmals, das ihr Großvater während seiner Gefangenschaft in Hammelburg entworfen hate. Sie nahm die Einladung des Delegierten gerne an, sich den Rednern der Einweihungszeremonie anzuschließen, um die Biografie von Paul Labbé vorzustellen, der in Nizza und an der Côte d'Azur eine brillante Karriere als Architekt und Vertreter des Art-déco-Stils gemacht hate. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er zum Inspektor für Stadtplanung auf Departement-Ebene und zum Chefarchitekten für den Wiederaufbau im Département des Alpes Maritimes ernannt.

Der SFA-Landesdelegierte für Bayern konnte Isabelle Labbé durch Vermittlung des französischen Verbindungsoffiziers bei der Infanterieschule Hammelburg auch das Schloss Greifenstein zeigen, das 1938 zusammen mit dem gesamten Dorf Bonnland in den Truppenübungsplatz des Militärlagers Hammelburg eingegliedert wurde und auf dem ihr Großvater zusammen mit zwei weiteren französischen Kriegsgefangenen vom Herbst 1916 bis zu ihrer Entlassung 1918 arbeitete und untergebracht war. Zu dieser Zeit wurde das Schloss noch von einem Nachkommen der Familie von Gleichen-Rußwurm bewohnt, Alexander Freiherr von Gleichen-Rußwurm (1865-1947), Urenkel des berühmten deutschen Schriftstellers Friedrich von Schiller, dessen Tochter, die im Schloss verstarb, auf dem Friedhof von Bonnland begraben liegt. Stabsfeldwebel Achim Müller, ausgewiesener Kenner der Geschichte des Dorfes und des Schlosses, der die Führung leitete, schenkte Isabelle Labbé einen Schieferstein vom Dach des Schlosses, in dem ihr Großvater zwei Jahre seines Lebens verbringen musste, von den Schiefersteinen, die er im Zuge der Dachreparaturen vor einigen Jahren hate retten können: Ein bewegendes Symbol der deutsch-französischen Versöhnung und Freundschaft, das sehr geschätzt wurde!



Die Zeremonie am 21. Juni 2024 feierte auch eine deutsch-französische Premiere: Die Konzeption, Realisierung und Aufstellung von drei beidseitig gedruckten, zweisprachigen Geschichts- und Gedenkinformationstafeln im Format 150 x 120 cm auf dem Gelände einer deutschen Kriegsgräberstäte.
Diese Premiere ist das Ergebnis einer engen, vertrauensvollen Zusammenarbeit ihres Initiators, des SFA-Landesdelegierten für Bayern, mit dem Landesverband Bayern und dem Bezirksverband Unterfranken des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge sowie dem Landkreis Bad Kissingen.
Die Vorderseite der ersten Tafel ist der Geschichte der Kriegsgräberstäte "An der Hundsfelder Straße" gewidmet, während die Rückseite den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, für Bayern, sowie, für Frankreich, das Office National des Anciens Combattants et Victimes de Guerre (ONaCVG) (Nationales Landesamt für Veteranen und Kriegsopfer) und Le Souvenir Français vorstellt. Die beiden Vorderseiten sind einsprachig, ihre französische Übersetzung findet sich jedoch auf der Website des Volksbundes.
Die Vorderseite der zweiten Tafel hat die französischen Kriegsgefangenen des Ersten Weltkriegs zum Thema, die Rückseite die des Zweiten Weltkriegs.
Die Vorderseite der dritten Tafel enthält die Biografie von Paul Labbé, dem Architekten des französischen Kriegerdenkmals, das im Juni 1916 auf dem "Franzosenfriedhof" errichtet wurde und sich nun auf der Kriegsgräberstätte "An der Hundsfelder Straße" befindet, während auf der Rückseite, die dem französischen Kriegerdenkmal gegenüberliegt, die vollständige Liste der 326 französischen Kriegsgefangenen des Ersten Weltkriegs (189) und des Zweiten Weltkriegs (197), die im Militärlager Hammelburg registriert waren und in Gefangenschaft starben, wiedergegeben ist. Auf diesen Listen sind die Namen, Vornamen, Regimentsnummern, Geburtsdaten, -gemeinden und -departements, Todesdaten und -orte der in Gefangenschaft verstorbenen Soldaten aufgeführt und ob ihre sterblichen Überreste in der Nationalnekropole von Saarburg (Erster Weltkrieg) oder in der Nationalnekropole "Le Pétant" in Montauville (Zweiter Weltkrieg) wieder beigesetzt wurden.
Die Texte und Bildunterschriften auf den vier Seiten der Tafeln, die den französischen Gefangenen beider Weltkriege gewidmet sind, wurden auf Französisch verfasst und vom SFA-Landesdelegierten für Bayern ins Deutsche übersetzt. Das Layout wurde von ihm übernommen, wobei er absichtlich die Grafik der Informationstafeln aufgriff, die vom ONaCVG an den Standorten der Nationalnekropolen aufgestellt wurden. Die Texte und Illustrationen sind das Ergebnis einer viermonatigen intensiven Recherche von Dokumenten und Bildern. Die Kosten für die Anfertigung der Materialien und ihre Errichtung wurden vom Landkreis Bad Kissingen übernommen, die Kosten für den Druck der Tafeln zum Teil vom Bayerischen Volksbund.




Mit diesen Geschichts- und Erinnerungstafeln haben Le Souvenir Français und der Volksbund ein neues binationales und zweisprachiges Konzept für einen "Lernort der Geschichte" entwickelt, das sowohl dem Schulpublikum im Landkreis Bad Kissingen (siehe unten als Beispiel: Foto der Schülersprecher der Französischklassen des Frobenius-Gymnasiums Hammelburg bei der Zeremonie am 21. Juni 2024), offen steht, als auch den deutschen Soldaten der Infanterieschule und den französischen Soldaten, die sich in der Infanterieschule aufhalten (Siehe unten als Beispiel: Foto einer Gruppe französischer Offiziere, Mitglieder der Fédération Nationale des Amicales de Chasseurs à pied, alpins et motorisés (FNACAM) beim Training in der Infanterieschule Mitte Juli 2024), und Touristen, die zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Auto einen Gedenkweg im Landkreis Bad Kissingen begehen können, der sie u. a. von Wildflecken nach Hammelburg führt.



Weitere Informationen:

- Article de presse paru dans les éditions du 26 juin 2024 des quotidiens « Saale Zeitung » et « MainPost »
htps://www.facebook.com/photo/?id=1001718621954901&set=a.495334232593345
- Compte-rendu sur le site du Volksbund htps://bayern.volksbund.de/aktuell/nachrichten/detailseite/gemeinsame-erinnerungen-sind-die-besten-friedensstifter?clid=IwZXh0bgNhZW0CMTAAAR1DZMFr3bLj1yo2ESwGeqUZDjtr6_f8DeLICoEmz17OHJgLDZiWk0PQbEA_aem_eas0p7BHNPQMGNcwh1a32A
- Contributions postées sur la page facebook de la Délégation du SFA la Bavière
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Bildnachweis: SFA - Margret Wolff; Volksbund - Oliver Bauer; Bundeswehr - Thomas Heinl